»Better Safe
Than Sorry«
Aline
Das Ausmaß an Erfahrung sexueller Übergriffigkeit über die Lebensspanne ist nach wie vor erschreckend hoch (siehe z.B. dieser Artikel aus der ZEIT mit Ergebnissen aus dem Global Drug Survey). Wir stehen Betroffenen parteilich zur Seite und vertreten die folgenden Grundsätze:
⫸Jede Form von sexualisierter Gewalt ist zu verurteilen.
⫸Jeder Vorfall ist einer zu viel.
⫸Jede Verharmlosung davon ist unangebracht.
⫸Jeder Grenzüberschreitung sollte unmittelbar und strikt entgegengetreten werden.
⫸Betroffenen steht jede solidarische Unterstützung zu, ihre Bedürfnisse müssen in der Situation und auch danach entscheidend für die Bewertung und die Folgen sein. Die Betroffenen entscheiden also, ob eine Situation übergriffig ist und eine Grenzverletzung darstellt, und wie der übergriffigen Person entgegengetreten werden soll. Diese Grundhaltung nennt man “Definitionsmacht” (der Betroffenen).
Niemand weiß sicher, wie oft Übergriffe durch G oder andere als KO-Substanzen eingesetzte Mittel vorkommen. Nur eine krasse Minderheit derjenigen, die unter Drogeneinfluss sexuelle Übergriffe erlebt haben, bringen dies mit G in Zusammenhang.(Im Global Drug Survey gaben dies gerade 2% an, unter dem Einfluss von Alkohol hingegen 88%). Wobei im Einzelfall auch oft schwer festzustellen ist, ob G im Spiel gewesen sein könnte - unter anderem, weil es nach dem ersten Pinkeln nach der Einnahme meist nicht mehr im Körper nachweisbar ist.
Unser Eindruck ist: KO-Substanzen-Übergriffe geschehen nicht so oft, wie es die Berichterstattung in den Medien nahe legt. Vielleicht geschieht dies sogar durch das in den letzten Jahren zunehmend verbreitete Wissen darüber inzwischen seltener. Trotzdem sollte jede*r Partygänger*in und alle, die im Nachtleben arbeiten, über Grundwissen zum Thema KO-Tropfen verfügen.
Dabei sollte klar sein: Wer auf die Idee kommt, jemand anderem ohne ausdrückliche Zustimmung und vollem Bewusstsein der Person über die Folgen Substanzen zu verabreichen: Geht’s noch??? Du gefährdest die körperliche und seelische Gesundheit von Menschen und begehst eine schwere Straftat!
Es ist eine Aufgabe für alle, klarzumachen, dass dies einen Fall von Gewalt an einer anderen Person darstellt - unabhängig davon, ob der Zustand dann für Übergriffe ausgenutzt wird.
Wer G (oder andere stark betäubende Substanzen) konsumiert, muss unbedingt verantwortungsvoll damit umgehen:
⫸Sicher gehen, dass andere G nicht unterschätzen: Mögliche Mitkonsument*innen intensiv zu den Risiken aufklären, sie vor möglichen Folgen warnen und die Dosierung möglichst risikoarm wählen (genaue, geringe Dosierung unter Verwendung einer Pipette oder Spritze, nicht zu früh nachdosieren).
⫸Die Verwechslungsgefahr für andere ausschließen, indem die Substanzen sicher vor anderen aufbewahrt werden, z.B. in einer auch für andere sofort erkennbar markierten Flasche.
Als nicht sicher erweisen sich leider die eigentlich gut gemeinten Drinkcheck-Armbänder. Dabei tupft man 1-2 Tropfen aus dem Getränk auf ein Testfeld, das sich verfärbt, wenn das Getränk GHB enthält. Aber: Die Farbreaktion ist im Club oft nur schwer zu erkennen und je nach Getränk kann die Farbreaktion unterschiedlich ausfallen. Noch wichtiger: Das Armband reagiert nur auf das (zumindest im Berliner Clubleben) fast gar nicht mehr gebräuchliche GHB. In der Clubszene wird hingegen das sehr viel kostengünstigere und leichter zu beschaffende GBL konsumiert. Zudem können auch viele weitere Substanzen als “KO-Drogen” gebraucht werden. Die Armbänder vermitteln also im Zweifelsfall, dass kein Betäubungsmittel vorhanden sei, wo welches ist!
Auch wenn wir meinen, dass alle selbst für sich entscheiden müssen, ob sie sich zusätzlich schützen wollen, wollen wir auch die Grundsatzkritik nicht verschweigen, dass mit dem Werben für solche Schutzmaßnahmen ein falsches Signal ausgesendet wird: Die Verantwortung wird wieder den potenziell Betroffenen übergeholfen. Artikel im "Bento"
Die eigentliche Aufgabe ist es, in der Szene und gesamtgesellschaftlich zum Konsens zu machen, dass es ein besonders schwerer Fall von Gewalt an einer anderen Person darstellt (Übergriffigkeit, Nötigung, Körperverletzung), jemandem ohne ausdrückliche Zustimmung und Bewusstsein über die Folgen Drogen zu verabreichen. Auch unabhängig davon, ob der Zustand dann für Übergriffe ausgenutzt wird. Only Yes Means Yes auch in Bezug auf Konsum!
⫸Schütze deine Mit-Raver*innen! Zum Beispiel indem du besonders auf diejenigen achtest, die gerade sehr drüber sind.
⫸Sensibilisiere andere! Sorge für eine klare Haltung gegen sexuelle Übergriffigkeit und Gewalt im Freundeskreis, indem du dein Wissen und deine Haltung teilst und bei allen Formen von sexueller Diskriminierung einschreitest.
⫸Mische dich ein! Kommt dir etwas seltsam vor, zum Beispiel weil ein Kontakt nicht einvernehmlich erscheint? Gibt es Anzeichen einer starken Betäubung bei einer Person (z.B. starke Reaktionsverzögerungen)? Hast du das Gefühl, einen möglichen, vielleicht erst entstehenden Übergriff zu beobachten? Dann check die Lage, Frage nach und überprüfe damit die Bewusstheit der betroffenen Personen für die Situation. Löse jemanden aus einer möglicherweise bedrohlichen Situation heraus und/oder hole Hilfe (z.B. andere Partygäste, Security).
⫸Werdet euch klar über eure Grundhaltungen zu Substanzkonsum auf euren Partys (dazu Gehört explizit auch Alkohol)? Was sind Grenzüberschreitungen und rote Linien, welcher Art von Gäste- und Konsumverhalten wollt ihr entgegenwirken?
⫸Kommuniziert entsprechende Verhaltensregeln und Erwartungen an eure Gäste (z.B. Golden Rules, Netiquette und Sexiquette etc. in eurer Werbung, entsprechende Aufklärung am Eingang und auf den Toiletten).
⫸Wenn ihr eine No-G-Policy habt: Macht sie euren Gästen gegenüber transparent. Seid euch aber auch klar darüber, dass jede Tabuisierung und Verbotsstrategie starke negative Auswirkungen hat: Zum Beispiel wird G dann zunehmend nur noch heimlich konsumiert. Gerade Betroffene sexualisierter Übergriffe wird das womöglich abschrecken, sich vertrauensvoll an euch oder an Freunde und Mitfeiernde zu wenden, wenn sie Hilfe benötigen. Sucht (gerne zusammen mit uns) nach einem angemessen Umgang mit der Tatsache, dass G-Konsum inzwischen recht weit verbreitet ist.
⫸Bildet Awareness-Strukturen und -Teams und lasst eure Mitarbeiter*innen zu Substanzwirkungen, Risiken und Safer use sowie zum Handeln im Drogennotfall schulen (z.B. von uns).
⫸Nehmt Betroffene ernst und unterstützt sie nach Kräften, bietet ihnen Schutzräume und schafft eine vertrauensvolle Atmosphäre.
⫸Achtet darauf, dass sich Täter*innen oft als Freund*innen der Betroffenen ausgeben. Lasst euch beweisen, dass sich die Person und die/der Betroffene wirklich kennen!
⫸Hole dir sofort psychischen Beistand, am besten von einer*einem guten Freund*in oder einer professionellen Beratungsstelle. Sprich dein Erlebtes offensiv an, rede es dir “von der Seele”.
⫸Entschuldige nichts. Für einen Übergriff trägt alleine der*die Übergriffige die Verantwortung, nicht die*der Betroffene.
⫸Rechne mit Unverständnis und “Kleinreden”. Deine Freund*innen werden mit Verständnis reagieren wollen. Leider wird sexualisierte Gewalt aber immer noch sehr oft stark beschönigt. Eventuell fühlen sich deine Vertrauenspersonen auch von deiner Schilderung überfordert oder geraten in einen Rollenkonflikt, weil sie Sympathien für die übergriffige Person empfinden. Wenn du dich nicht angenommen fühlst: Intensiviere deine Suche nach professioneller Hilfe!
⫸Entscheide alleine über deine nächsten Schritte. Lass dich durch Freund*innen, Angehörige und Profis beraten, aber nicht zu Entscheidungen drängen.
⫸Wenn du von jemandem anderes bedroht wirst, hole dir sofort Hilfe von Freund*innen oder wende dich sofort an die Polizei. Selbstschutz ist keine Feigheit.
⫸Wenn du dir sicher bist, dass du Anzeige erstatten willst: Wende dich ohne Zeitverlust an die Polizei. Rechne auch hier mit Unverständnis und damit, nach intimen Details befragt zu werden. Sei dir auch darüber im Klaren, dass die Täter*innen oft nicht strafrechtlich verurteilt werden. Und dass du in einem Strafverfahren meist nicht mehr das Recht hast, die Aussage zu verweigern. Lass dich professionell beraten!
⫸Wenn du dir nicht sicher bist, ob du (später) Anzeige erstatten willst, ist es trotzdem wichtig so schnell wie möglich deinen Urin zu sichern. Leider ist es in Berlin nicht möglich Urin rechtssicher abnehmen zu lassen, ohne eine Anzeige zu erstatten. Du kannst eine Urinprobe aber auf eigene Kosten (ca. 50 Euro) bei folgenden Laboren abgeben und auf K.O. Tropfen testen lassen.
⫸WICHTIG: Die Urinprobe muss innerhalb von 12 Stunden genommen werden – am besten direkt beim Labor oder in einer Praxis / Krankenhaus. Leider verweigern Krankenhäuser und Praxen oft, dir Urin abzunehmen weil sie die Probe nicht direkt in ihrem Labor testen lassen können. Dränge auf Mithilfe und weise darauf hin, dass es nur darum geht, den Urin abzunehmen und du selbst (privat) für alle Kosten aufkommst. Beschrifte die Urinprobe mit dem Vermerk: "Verdacht auf KO-Tropfen."
⫸Hilfetelefon Gewalt gegen Frauen in vielen Sprachen: 08000-116.016 (365/24/7)
⫸Hilfetelefon des Weißen Rings: 116 006 (Mo.-So. 07:00-22:00)
⫸Berliner Krisendienst - Der Krisendienst unterstützt bei allen psychosozialen Problemen.
Die passende Telefonnummer für deine Region findest du unter www.berliner-krisendienst.de (werktags 16:00-24:00 Uhr)
Für dringende Fälle steht täglich 00:00-08.00 Uhr und an Wochenenden/Feiertagen 08:00-16.00 Uhr der Überregionale
Bereitschaftsdienst zur Verfügung, Tel. ++49 +30 +390 6310
⫸Gewaltschutzambulanz der Charité Berlin
In mehreren Städten gibt es inzwischen Gewaltschutzambulanzen. Hier könnt ihr Verletzungen rechtsmedizinisch untersuchen und dokumentieren zu lassen, und zwar auch ohne polizeiliche Anzeige und kostenfrei. Tel. ++49 +30 +450.570.270 (Mo.-Fr. 08:30-15:00 Uhr)
https://gewaltschutzambulanz.charite.de/hilfe_fuer_betroffene/sexualisierte_gewalt
⫸LARA - Fachstelle gegen sexualisierte Gewalt an Frauen*
Hilfen für Frauen* nach dem 14. Lebensjahr, die eine Vergewaltigung, sexuelle An- und Übergriffe und sexuelle Belästigung erfahren haben. Tel. ++49 +30 +216.8888 (Mo.-Fr. 09:00-18:00 Uhr) www.lara-berlin.de | beratung@lara-berlin.de Hier findet ihr auch weiterführende Hinweise, z.B. auf die die FLINT*- und die Refugees-Hotline!
⫸MUT - Traumahilfe für Männer*
Beratung und Begleitung für Männer*, die sexualisierte Gewalt erleben oder erlebt haben.
https://mut-traumahilfe.de | (030) 236 33 978 | anfrage[at]mut-traumahilfe.de
⫸Opferhilfe Berlin
Die Opferhilfe berät und unterstützt Opfer und Zeug*innen von Straftaten und deren Angehörige, unabhängig von Delikt, Alter, Geschlecht und Herkunft. Unmittelbar nach der Tat, aber noch Jahre später, kostenlos und vertraulich. Oldenburger Str. 38, 10551 Berlin Tel.: ++49 +30 +395-2867/-9759 (Mo-Fr. 10:00-13.00 Uhr, Di./Do 15:00-18:00 Uhr) www.opferhilfe-berlin.de | info@opferhilfe-berlin.de
⫸Gangway e.V. | Straßensozialarbeit Berlin
Wenn du von einem sexuellen Übergriff betroffen bist und Unterstützung suchst, kannst du dich auch an den Notdienst der Kolleg*innen von Gangway wenden. https://gangway.de/schnelle-hilfe/24h-notdienste/ Gangway bietet auch Angebote für junge Frauen, die sich über die Themen Beziehung, Drogen und Aggression austauschen wollen, Möglichkeiten bitte bei der Online-Drogenberatung erfragen. https://gangway.de/online-drogenberatung/
⫸Weitere Infos findest du auch auf KO-Tropfen – Nein Danke (dt./engl.)
⫸Infos zu Wirkungsweise und Risiken von G gibt’s hier
»Better Safe
Than Sorry«
Aline
Das Ausmaß an Erfahrung sexueller Übergriffigkeit über die Lebensspanne ist nach wie vor erschreckend hoch (siehe z.B. dieser Artikel aus der ZEIT mit Ergebnissen aus dem Global Drug Survey). Wir stehen Betroffenen parteilich zur Seite und vertreten die folgenden Grundsätze:
⫸Jede Form von sexualisierter Gewalt ist zu verurteilen.
⫸Jeder Vorfall ist einer zu viel.
⫸Jede Verharmlosung davon ist unangebracht.
⫸Jeder Grenzüberschreitung sollte unmittelbar und strikt entgegengetreten werden.
⫸Betroffenen steht jede solidarische Unterstützung zu, ihre Bedürfnisse müssen in der Situation und auch danach entscheidend für die Bewertung und die Folgen sein. Die Betroffenen entscheiden also, ob eine Situation übergriffig ist und eine Grenzverletzung darstellt, und wie der übergriffigen Person entgegengetreten werden soll. Diese Grundhaltung nennt man “Definitionsmacht” (der Betroffenen).
Niemand weiß sicher, wie oft Übergriffe durch G oder andere als KO-Substanzen eingesetzte Mittel vorkommen. Nur eine krasse Minderheit derjenigen, die unter Drogeneinfluss sexuelle Übergriffe erlebt haben, bringen dies mit G in Zusammenhang.(Im Global Drug Survey gaben dies gerade 2% an, unter dem Einfluss von Alkohol hingegen 88%). Wobei im Einzelfall auch oft schwer festzustellen ist, ob G im Spiel gewesen sein könnte - unter anderem, weil es nach dem ersten Pinkeln nach der Einnahme meist nicht mehr im Körper nachweisbar ist.
Unser Eindruck ist: KO-Substanzen-Übergriffe geschehen nicht so oft, wie es die Berichterstattung in den Medien nahe legt. Vielleicht geschieht dies sogar durch das in den letzten Jahren zunehmend verbreitete Wissen darüber inzwischen seltener. Trotzdem sollte jede*r Partygänger*in und alle, die im Nachtleben arbeiten, über Grundwissen zum Thema KO-Tropfen verfügen.
Dabei sollte klar sein: Wer auf die Idee kommt, jemand anderem ohne ausdrückliche Zustimmung und vollem Bewusstsein der Person über die Folgen Substanzen zu verabreichen: Geht’s noch??? Du gefährdest die körperliche und seelische Gesundheit von Menschen und begehst eine schwere Straftat!
Es ist eine Aufgabe für alle, klarzumachen, dass dies einen Fall von Gewalt an einer anderen Person darstellt - unabhängig davon, ob der Zustand dann für Übergriffe ausgenutzt wird.
Wer G (oder andere stark betäubende Substanzen) konsumiert, muss unbedingt verantwortungsvoll damit umgehen:
⫸Sicher gehen, dass andere G nicht unterschätzen: Mögliche Mitkonsument*innen intensiv zu den Risiken aufklären, sie vor möglichen Folgen warnen und die Dosierung möglichst risikoarm wählen (genaue, geringe Dosierung unter Verwendung einer Pipette oder Spritze, nicht zu früh nachdosieren).
⫸Die Verwechslungsgefahr für andere ausschließen, indem die Substanzen sicher vor anderen aufbewahrt werden, z.B. in einer auch für andere sofort erkennbar markierten Flasche.
Als nicht sicher erweisen sich leider die eigentlich gut gemeinten Drinkcheck-Armbänder. Dabei tupft man 1-2 Tropfen aus dem Getränk auf ein Testfeld, das sich verfärbt, wenn das Getränk GHB enthält. Aber: Die Farbreaktion ist im Club oft nur schwer zu erkennen und je nach Getränk kann die Farbreaktion unterschiedlich ausfallen. Noch wichtiger: Das Armband reagiert nur auf das (zumindest im Berliner Clubleben) fast gar nicht mehr gebräuchliche GHB. In der Clubszene wird hingegen das sehr viel kostengünstigere und leichter zu beschaffende GBL konsumiert. Zudem können auch viele weitere Substanzen als “KO-Drogen” gebraucht werden. Die Armbänder vermitteln also im Zweifelsfall, dass kein Betäubungsmittel vorhanden sei, wo welches ist!
Auch wenn wir meinen, dass alle selbst für sich entscheiden müssen, ob sie sich zusätzlich schützen wollen, wollen wir auch die Grundsatzkritik nicht verschweigen, dass mit dem Werben für solche Schutzmaßnahmen ein falsches Signal ausgesendet wird: Die Verantwortung wird wieder den potenziell Betroffenen übergeholfen. Artikel im "Bento"
Die eigentliche Aufgabe ist es, in der Szene und gesamtgesellschaftlich zum Konsens zu machen, dass es ein besonders schwerer Fall von Gewalt an einer anderen Person darstellt (Übergriffigkeit, Nötigung, Körperverletzung), jemandem ohne ausdrückliche Zustimmung und Bewusstsein über die Folgen Drogen zu verabreichen. Auch unabhängig davon, ob der Zustand dann für Übergriffe ausgenutzt wird. Only Yes Means Yes auch in Bezug auf Konsum!
⫸Schütze deine Mit-Raver*innen! Zum Beispiel indem du besonders auf diejenigen achtest, die gerade sehr drüber sind.
⫸Sensibilisiere andere! Sorge für eine klare Haltung gegen sexuelle Übergriffigkeit und Gewalt im Freundeskreis, indem du dein Wissen und deine Haltung teilst und bei allen Formen von sexueller Diskriminierung einschreitest.
⫸Mische dich ein! Kommt dir etwas seltsam vor, zum Beispiel weil ein Kontakt nicht einvernehmlich erscheint? Gibt es Anzeichen einer starken Betäubung bei einer Person (z.B. starke Reaktionsverzögerungen)? Hast du das Gefühl, einen möglichen, vielleicht erst entstehenden Übergriff zu beobachten? Dann check die Lage, Frage nach und überprüfe damit die Bewusstheit der betroffenen Personen für die Situation. Löse jemanden aus einer möglicherweise bedrohlichen Situation heraus und/oder hole Hilfe (z.B. andere Partygäste, Security).
⫸Werdet euch klar über eure Grundhaltungen zu Substanzkonsum auf euren Partys (dazu Gehört explizit auch Alkohol)? Was sind Grenzüberschreitungen und rote Linien, welcher Art von Gäste- und Konsumverhalten wollt ihr entgegenwirken?
⫸Kommuniziert entsprechende Verhaltensregeln und Erwartungen an eure Gäste (z.B. Golden Rules, Netiquette und Sexiquette etc. in eurer Werbung, entsprechende Aufklärung am Eingang und auf den Toiletten).
⫸Wenn ihr eine No-G-Policy habt: Macht sie euren Gästen gegenüber transparent. Seid euch aber auch klar darüber, dass jede Tabuisierung und Verbotsstrategie starke negative Auswirkungen hat: Zum Beispiel wird G dann zunehmend nur noch heimlich konsumiert. Gerade Betroffene sexualisierter Übergriffe wird das womöglich abschrecken, sich vertrauensvoll an euch oder an Freunde und Mitfeiernde zu wenden, wenn sie Hilfe benötigen. Sucht (gerne zusammen mit uns) nach einem angemessen Umgang mit der Tatsache, dass G-Konsum inzwischen recht weit verbreitet ist.
⫸Bildet Awareness-Strukturen und -Teams und lasst eure Mitarbeiter*innen zu Substanzwirkungen, Risiken und Safer use sowie zum Handeln im Drogennotfall schulen (z.B. von uns).
⫸Nehmt Betroffene ernst und unterstützt sie nach Kräften, bietet ihnen Schutzräume und schafft eine vertrauensvolle Atmosphäre.
⫸Achtet darauf, dass sich Täter*innen oft als Freund*innen der Betroffenen ausgeben. Lasst euch beweisen, dass sich die Person und die/der Betroffene wirklich kennen!
⫸Hole dir sofort psychischen Beistand, am besten von einer*einem guten Freund*in oder einer professionellen Beratungsstelle. Sprich dein Erlebtes offensiv an, rede es dir “von der Seele”.
⫸Entschuldige nichts. Für einen Übergriff trägt alleine der*die Übergriffige die Verantwortung, nicht die*der Betroffene.
⫸Rechne mit Unverständnis und “Kleinreden”. Deine Freund*innen werden mit Verständnis reagieren wollen. Leider wird sexualisierte Gewalt aber immer noch sehr oft stark beschönigt. Eventuell fühlen sich deine Vertrauenspersonen auch von deiner Schilderung überfordert oder geraten in einen Rollenkonflikt, weil sie Sympathien für die übergriffige Person empfinden. Wenn du dich nicht angenommen fühlst: Intensiviere deine Suche nach professioneller Hilfe!
⫸Entscheide alleine über deine nächsten Schritte. Lass dich durch Freund*innen, Angehörige und Profis beraten, aber nicht zu Entscheidungen drängen.
⫸Wenn du von jemandem anderes bedroht wirst, hole dir sofort Hilfe von Freund*innen oder wende dich sofort an die Polizei. Selbstschutz ist keine Feigheit.
⫸Wenn du dir sicher bist, dass du Anzeige erstatten willst: Wende dich ohne Zeitverlust an die Polizei. Rechne auch hier mit Unverständnis und damit, nach intimen Details befragt zu werden. Sei dir auch darüber im Klaren, dass die Täter*innen oft nicht strafrechtlich verurteilt werden. Und dass du in einem Strafverfahren meist nicht mehr das Recht hast, die Aussage zu verweigern. Lass dich professionell beraten!
⫸Wenn du dir nicht sicher bist, ob du (später) Anzeige erstatten willst, ist es trotzdem wichtig so schnell wie möglich deinen Urin zu sichern. Leider ist es in Berlin nicht möglich Urin rechtssicher abnehmen zu lassen, ohne eine Anzeige zu erstatten. Du kannst eine Urinprobe aber auf eigene Kosten (ca. 50 Euro) bei folgenden Laboren abgeben und auf K.O. Tropfen testen lassen.
⫸WICHTIG: Die Urinprobe muss innerhalb von 12 Stunden genommen werden – am besten direkt beim Labor oder in einer Praxis / Krankenhaus. Leider verweigern Krankenhäuser und Praxen oft, dir Urin abzunehmen weil sie die Probe nicht direkt in ihrem Labor testen lassen können. Dränge auf Mithilfe und weise darauf hin, dass es nur darum geht, den Urin abzunehmen und du selbst (privat) für alle Kosten aufkommst. Beschrifte die Urinprobe mit dem Vermerk: "Verdacht auf KO-Tropfen."
⫸Hilfetelefon Gewalt gegen Frauen in vielen Sprachen: 08000-116.016 (365/24/7)
⫸Hilfetelefon des Weißen Rings: 116 006 (Mo.-So. 07:00-22:00)
⫸Berliner Krisendienst - Der Krisendienst unterstützt bei allen psychosozialen Problemen.
Die passende Telefonnummer für deine Region findest du unter www.berliner-krisendienst.de (werktags 16:00-24:00 Uhr)
Für dringende Fälle steht täglich 00:00-08.00 Uhr und an Wochenenden/Feiertagen 08:00-16.00 Uhr der Überregionale
Bereitschaftsdienst zur Verfügung, Tel. ++49 +30 +390 6310
⫸Gewaltschutzambulanz der Charité Berlin
In mehreren Städten gibt es inzwischen Gewaltschutzambulanzen. Hier könnt ihr Verletzungen rechtsmedizinisch untersuchen und dokumentieren zu lassen, und zwar auch ohne polizeiliche Anzeige und kostenfrei. Tel. ++49 +30 +450.570.270 (Mo.-Fr. 08:30-15:00 Uhr)
https://gewaltschutzambulanz.charite.de/hilfe_fuer_betroffene/sexualisierte_gewalt
⫸LARA - Fachstelle gegen sexualisierte Gewalt an Frauen*
Hilfen für Frauen* nach dem 14. Lebensjahr, die eine Vergewaltigung, sexuelle An- und Übergriffe und sexuelle Belästigung erfahren haben. Tel. ++49 +30 +216.8888 (Mo.-Fr. 09:00-18:00 Uhr) www.lara-berlin.de | beratung@lara-berlin.de Hier findet ihr auch weiterführende Hinweise, z.B. auf die die FLINT*- und die Refugees-Hotline!
⫸MUT - Traumahilfe für Männer*
Beratung und Begleitung für Männer*, die sexualisierte Gewalt erleben oder erlebt haben.
https://mut-traumahilfe.de | (030) 236 33 978 | anfrage[at]mut-traumahilfe.de
⫸Opferhilfe Berlin
Die Opferhilfe berät und unterstützt Opfer und Zeug*innen von Straftaten und deren Angehörige, unabhängig von Delikt, Alter, Geschlecht und Herkunft. Unmittelbar nach der Tat, aber noch Jahre später, kostenlos und vertraulich. Oldenburger Str. 38, 10551 Berlin Tel.: ++49 +30 +395-2867/-9759 (Mo-Fr. 10:00-13.00 Uhr, Di./Do 15:00-18:00 Uhr) www.opferhilfe-berlin.de | info@opferhilfe-berlin.de
⫸Gangway e.V. | Straßensozialarbeit Berlin
Wenn du von einem sexuellen Übergriff betroffen bist und Unterstützung suchst, kannst du dich auch an den Notdienst der Kolleg*innen von Gangway wenden. https://gangway.de/schnelle-hilfe/24h-notdienste/ Gangway bietet auch Angebote für junge Frauen, die sich über die Themen Beziehung, Drogen und Aggression austauschen wollen, Möglichkeiten bitte bei der Online-Drogenberatung erfragen. https://gangway.de/online-drogenberatung/
⫸Weitere Infos findest du auch auf KO-Tropfen – Nein Danke (dt./engl.)
⫸Infos zu Wirkungsweise und Risiken von G gibt’s hier